Fokus auf Prävention
Endlich hat die Zunahme von Lebensstil-Erkrankungen wichtige Entscheidungsträger der Wirtschaft erreicht!
Der Chefberater für Gesundheitsfragen der Weltbank, Armin Fidler, hat eine Priorisierung von Präventionsmaßnahmen gefordert. „Wir können uns jetzt entweder in einen Reformstau hineinsparen oder die Gelegenheit beim Schopf packen und längst fällige Reformen umsetzen“, sagte Fidler beim European Health Forum Gastein (EHFG) Anfang Oktober 2012.
Typische Lebensstil-Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder chronische Lungenbeschwerden nehmen dem Weltbank-Experten zufolge bereits jetzt ruinöse Ausmaße für die Volkswirtschaften an. Demnach machen diese nichtübertragbaren Krankheiten in den 53 Ländern der WHO-Region Europa 77 Prozent der Krankheitslast aus und sind die Ursache für 86 Prozent aller Todesfälle – Tendenz steigend.
„Wenn die Häufigkeit nichtübertragbarer Erkrankungen um zehn Prozent zunimmt, bedeutet das ein Minus im Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent“, erklärte Fidler. Für die von der Krise ohnehin bereits angeschlagenen Volkswirtschaften stelle das ein großes Risiko dar. Die epidemische Verbreitung der nichtübertragbaren Krankheiten empfindet der Weltbank-Berater besorgniserregend und irritierend zugleich, weil die Krankheiten in hohem Maße auf weithin bekannte und auch vermeidbare Risikofaktoren zurückgingen: Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Alkoholmissbrauch und Rauchen.
Die wissenschaftliche Evidenz ist laut Fidler selten so klar, wie in dieser Frage. Er verwies auf eine Studie der Weltbank zum Kosten-Nutzen-Effekt von Lebensstil-Interventionen bei Menschen mit hohem Diabetesrisiko. Fidler: „Wird ein Präventionspaket mit Fokus auf Ernährungsberatung und Bewegung angeboten, kann in einem Niedriglohnland jeder so investierte Dollar mindestens zwei Dollar an Behandlungskosten einsparen“.
Bei Ländern mit mittleren Einkommen liege die Ersparnis sogar bei mehr als drei Dollar. Doch Präventionspolitik heiße mehr als Bewusstsein schaffen durch Aufklärung. „Auch fiskalische und marktpolitische Maßnahmen gehören dazu, um Menschen bei gesunden Lebensstilentscheidungen im Alltag zu unterstützen“, so der Experte.